Mikrobiologische Überprüfung von Druckluftsystemen: Einfach, sicher und sinnvoll

Posted by Natalie Herber on 06.08.2025 11:32:38

Druckluft ist in Produktionsprozessen weit mehr als ein Energieträger für Maschinen und Anlagen. In sensiblen Industriezweigen wie der Lebensmittel-, Getränke- und Pharmaindustrie ist sie ein kritischer Bestandteil der Produktsicherheit. Unternehmen müssen hohe Qualitätsstandards erfüllen, denn bereits geringfügige mikrobiologische Verunreinigungen im Druckluftnetz können erhebliche wirtschaftliche Schäden, wie z. B. Produktionsausfällen, Rückrufaktionen oder Imageschäden, verursachen.

Mikrobiologische Überprüfung von Druckluftsystemen

Warum ist die mikrobiologische Betrachtung von Druckluftsystemen notwendig?

Während die physikalisch-chemische Qualität der Druckluft, z. B. hinsichtlich Partikel-, Öl- und Wassergehalt, in vielen Betrieben regelmäßig überwacht wird, bleibt die mikrobiologische Komponente häufig unbeachtet. Dabei zeigen Studien und Praxisbeispiele, dass gerade diese ein erhebliches Risiko darstellen. Mikroorganismen und deren Sporen können sich in Leitungen, Filtern oder Behältern ansammeln und über die Produktionsluft auf das Endprodukt übertragen werden.

Häufig wird angenommen, dass Druckluftsysteme aufgrund ihrer technischen Auslegung keine mikrobiologischen Risiken aufweisen: Gase enthalten keine organischen Nährstoffe, Gasnetze sind trocken, Leitungen bestehen aus modernen, glatten Edelstahlrohren und Filter sowie Sterilluftfilter sind an den als kritisch eingestuften Stellen eingebaut. Diese Argumente vermitteln ein Gefühl von Sicherheit und sind in der Branche weit verbreitet. Dennoch zeigen Untersuchungen, dass mikrobiologische Kontaminationen über Gasströme zu den häufigsten Ursachen für Produktrückrufe zählen.

Whitepaper_Druckluft_Mikroorganismen

Ein Fachartikel von Lars Peuker, Sachverständiger für die Getränkeindustrie, beschreibt in der Fachzeitschrift „Brauindustrie“ unter dem Titel „Das fünfte Element“ ausdrücklich, wie häufig mikrobiologische Kontaminationen auf vermeintlich sichere Druckluftsysteme zurückzuführen sind. Historisch gewachsene Rohrleitungsnetze, veraltete Materialien, unzureichend gewartete Sterilluftfilter oder deaktivierte Sensoren sind nur einige der Schwachstellen, die in der Praxis immer wieder auftauchen.
Mikroorganismen und deren Sporen in Druckluftleitungen, Filtern oder Behältern sind oft unscheinbare Gefahren, die über die Produktionsluft auf Produkte übertragen werden können. Das Resultat sind nicht nur Produktionsstillstände oder teure Rückrufaktionen, sondern auch dauerhafte Schäden am Unternehmensimage. Vor allem in Branchen wie der Lebensmittel- und Getränkeindustrie oder in der pharmazeutischen Produktion führt eine mikrobiologische Kontamination schnell zu gravierenden Folgen.

Die mikrobiologische Validierung von Druckluftsystemen nach ISO 8573-7 bietet eine Lösung. Sie erweitert die Messung der   Druckluftqualität um eine gezielte Analyse auf mikrobiologische Verunreinigungen. Damit lässt sich die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und branchenspezifischer Standards sicherstellen und es stärkt auch das Vertrauen von Kunden und Mitarbeitenden.

Wie läuft eine mikrobiologische Validierung von Druckluftsystemen ab?

Die mikrobiologische Validierung von Druckluftsystemen lässt sich effizient und ohne Unterbrechung im laufenden Produktionsbetrieb durchführen. Ein qualifizierter Techniker entnimmt vor Ort mittels einer speziellen Probeentnahmeeinheit sterile Luftproben direkt aus dem Druckluftnetz. Das Gebinde ist mit einer definierten Menge (z. B. 100 ml eines flüssigen Mediums) befüllt. Dieses Medium kann je nach Betriebsart alle vorhandenen Keime als Hygieneindikator erfassen und später im Labor auf produktspezifische, sogenannte obligate produktschädliche Keime, geprüft werden.

Die entnommenen Proben werden anschließend in einem Labor analysiert. Innerhalb kurzer Zeit liegt ein detaillierter Bericht über den mikrobiologischen Zustand des Druckluftsystems vor. Bei Auffälligkeiten sollte eine individuelle Beratung zu geeigneten Maßnahmen zur Risikominimierung erfolgen.

Präzise Keimidentifikation mit der MALDI-TOF-Technologie

Im Falle eines positiven Nachweises mikrobieller Belastung kann optional eine weiterführende Analyse mittels MALDI-TOF (Matrix-Assisted Laser Desorption/Ionization – Time of Flight) durchgeführt werden. Dieses innovative Verfahren ermöglicht eine schnelle und präzise Identifikation der Mikroorganismen bis auf Spezies-Ebene. Die gewonnenen Erkenntnisse liefern eine Grundlage für gezielte, wirtschaftliche Gegenmaßnahmen und beschleunigen die Ursachenanalyse.

Vorteile der mikrobiologischen Validierung

  • Höhere Produktsicherheit
    Durch frühzeitige Erkennung mikrobieller Risiken lassen sich Kontaminationen vermeiden und damit auch Rückrufe, Haftungsfälle und Imageschäden.
  • Effizienz und Wirtschaftlichkeit
    Die Validierung ist unkompliziert in bestehende Prozesse integrierbar, verursacht nur minimalen Aufwand und bietet ein ausgezeichnetes Kosten-Nutzen-Verhältnis.
  • Regulatorische Absicherung
    Die Prüfung erfolgt gemäß ISO 8573-7 und unterstützt die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sowie die Vorbereitung auf Audits und Zertifizierungen.
  • Zuverlässige Keimidentifikation
    Die MALDI-TOF-Analyse liefert präzise Ergebnisse zur Herkunft und Art der Kontamination. Dies ist eine wertvolle Basis für gezielte Hygienemaßnahmen.

Fazit 

Die mikrobiologische Validierung von Druckluftsystemen ist ein entscheidender Schritt zur Sicherung der Produktqualität und zur Einhaltung von Hygienestandards. Mit einem strukturierten, wissenschaftlich fundierten Vorgehen lassen sich Risiken minimieren, Prozesse optimieren und Wettbewerbsvorteile sichern.

Atlas Copco bietet Ihnen neben der längst etablierten Druckluftqualitätsmessung eine unkomplizierte, zuverlässige und preiswerte mikrobiologische Validierung Ihres Druckluftnetzes an. Damit verschaffen wir die Gewissheit, dass Ihre Produktion sauber, sicher und stets konform mit relevanten Qualitätsstandards verläuft.

 

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Topics: Druckluftaufbereitung, Kompressortechnik, Druckluftqualität

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