Beim Bewerten von Leistungsdaten für Kompressoren sollte man sich davor hüten, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Oft werden bei den technischen Daten verschiedene Nebelkerzen gezündet, die eine andere/höhere Leistung vorgaukeln sollen. Es geht hier nicht um mögliche Fehler in Datenblättern, sondern um systematische Täuschung, Verschleierung und Verschweigen von Fakten. Der Laie kann diese Feinheiten meist nicht erkennen. Achten Sie daher darauf, daß sich die Angaben immer auf die ISO1217, Anhang C, (für Kompressoren mit fester Drehzahl), bzw. Anhang E (für drehzahlgeregelte Kompressoren) beziehen. Nachfolgend eine kleine Leistungsdaten-Kunde.
Der Gesamtleistungsbedarf
Um verschiedene Kompressoren oder Gebläse miteinander vergleichen zu können, muß besonders darauf geachtet werden, daß deren technische Daten vergleichbar sind. Beim Vergleich des Gesamtleistungsbedarfes (bei definiertem Betriebsüberdruck) von Kompressoranlagen müssen alle zum Kompressor gehörenden Nebenaggregate wie z.B. Pumpen oder Kühlluftventilatoren usw., erfasst und angegeben werden. Der Leistungsbedarf für Nebenaggregate wird oft gerne „vergessen“.
Beispiel:
Vom einem Hersteller wird der Gesamtleistungsbedarf des Kompressors mit 85,9 kW angegeben.Gleichzeitig wird die gesamte Stromaufnahme mit 151 A, der Leistungsfaktor mit 0,85 und die Spannung mit 400 V angegeben. Der berechnete Gesamtleistungsbedarf beträgt somit 88,9 kW.88,8 kW – 85,9 kW = 2,9 kW.
Bei der Gesamtleistungsaufnahme wurde wohl der Kühlluftventilator „vergessen“.
Auch falsch: Angabe des Wellenleistungsbedarfes, oder auch: Leistungsbedarf der Verdichterstufe usw.
Der Volumenstrom
Die SI-Einheit für den Volumenstrom ist m³/s. Der Volumenstrom eines Kompressors wird in der Praxis jedoch oft in l/s, m³/min oder in m³/h angegeben. Dabei unterscheidet man zwischen der Volumenstromangabe bezogen auf den Normzustand (z.B. Nm³/h) und dem Volumenstrom bezogen auf die Referenzbedingungen gem. ISO1217. Auf den Normzustand bezogen, wird der Volumenstrom auf 1.013 bar, 0 Grad C und 0% relative Feuchte umgerechnet. Diese Angabe findet häufig bei der Auswahl eines Massenstromes ihre Anwendung. Die Referenzbedingungen gem. ISO 1217 beziehen sich 1 bar, 20 Grad C und 0% relative Feuchte.
Der Volumenstrom wird immer am Austritt des Kompressors gemessen und gewöhnlich auf die jeweiligen Ansaugbedingungen vor Ort (Druck, Temperatur und relative Feuchte) zurückgerechnet. Der Volumenstrom bezieht sich daher nicht auf den verdichteten Zustand, sondern gibt an, welches Volumen von der Luft eingenommen würde, wenn man diese wieder vollständig entspannen würde.
Falsch: Angabe des Volumenstroms der Verdichterstufe.
Bei Kolbenkompressoren wird auch gerne das Hubvolumen (anstatt FAD = Free Air delivery = nutzbarer Volumenstrom) oder die „Füllleistung“ angegeben. Die „Füllleistung“ gibt an, welche Zeit der Kompressor benötigt, um den Druck in einem Behälter mit definiertem Volumen von 0 bar auf den Referenzdruck (z.B. 10 bar) zu erhöhen.
Der Druck
Die Gewichtskraft, die eine Luftsäule, die sich vom Meer bis zum Rande der Atmosphäre erstreckt, auf einen Quadratzentimeter des Bodens ausübt, beträgt 10,13 N. Der atmosphärische Druck auf Meeresniveau erreicht daher 10,13 x 104 N pro Quadratmeter. Die Einheit N/m² wird auch als 1 Pa (Pascal) bezeichnet und ist gleichzeitig die SI-Einheit für den Druck. 1 bar entspricht 100.000 Pa.
Wird immer am Austritt des Kompressors gemessen.
Falsch: Gemessen am Rückschlagventil, oder gemessen vor dem integrierten Kältetrockner usw.
Fazit: Möglichst alle Angaben auf Plausibilität prüfen. Daten sind oft irreführend aufbereitet und dargestellt und können dazu führen, daß die berühmten Äpfel mit den ebenfalls berühmten Birnen verglichen werden. Daher: immer auf das „Kleingedruckte“ achten.
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