Neuer Pass, privates Outing - wie sag ich es dem Team?

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Carstas Geschichte

Carsta hat bis vor 7 Jahren als Mann gelebt, war verheiratet und hat zwei Kinder. Trotzdem hat Carsta immer gemerkt, dass sie anders ist. Damit sie vollkommen glücklich sein konnte, hat sie den Schritt gewagt und nach außen gebracht was sie schon lange im Inneren gespürt hat. Sie hat eine Personenstandsänderung vorgenommen und lebt seit sieben Jahren als Frau. Dieser Prozess ist begleitet von vielen behördlichen, psychologischen und medizinischen Untersuchungen. Hierbei stellte sich heraus, dass Carsta intersexuell ist.



Interview-Carsta

Was bedeutet Intersexuell?

Intergeschlechtliche bzw. intersexuelle Menschen haben körperliche Geschlechtsmerkmale, die sich nicht als nur männlich oder nur weiblich einordnen lassen. Man spricht auch von angeborenen Variationen der körperlichen Geschlechtsmerkmale. Das betrifft zum Beispiel die Geschlechtsorgane, Hormonproduktion oder den Chromosomensatz, die Figur, Haarverteilung oder Muskelmasse.

Bis vor ein paar Jahren noch wurde ein Geschlechtsmerkmal eliminiert. Diese Entscheidung haben die Eltern auf ärztlichen Rat getroffen. Auch das Geburtenregister ließ nur die Zuordnung männlich oder weiblich zu. Unter anderem für diese Gegebenheiten wurde zum 1. Januar 2019 der Begriff „divers“ im Personenstandsregister aufgenommen. Eltern müssen heute also nichts überstürzt entscheiden und können ihr Kind erst einmal kennenlernen, bevor eine solch elementare Entscheidung getroffen wird.​​​​​​​

Diese medizinische Erkenntnis überwältigte Carsta und bestätigte Sie in ihrer zuvor getroffenen Entscheidung ihr Leben als Frau zu führen. Nach dem privaten Outing folgte eine weitere große Hürde. Die Angst vor Konsequenzen beim Arbeitgeber und die Reaktion von Kolleginnen und Kollegen zögerten diesen Schritt hinaus.

 

​​​​​​​Carsta hat ihre Erfahrung zu ihrem Outing bei Atlas Copco mit uns geteilt.

Lesen Sie die besonders spannende Geschichte von Carsta. Die Hauptwerte Innovation, Interaction & Commitment sind wohl allen vertraut. Darüber hinaus ist aber auch eine fürsorgliche Kultur Teil der Atlas Copco Werte, in der wir uns umeinander kümmern. Dass dies nicht bloß auf Papier geschrieben steht, konnte Atlas Copco unter Beweis stellen:

Wie hast du deine Veränderung bei der Arbeit bekannt gegeben?

Erst mal habe ich mich privat geoutet und in diesem Umfeld bereits als Frau gelebt. Auch meinen Namen und den Personenstand hatte ich schon offiziell geändert. Und das musste ich natürlich auch irgendwann dem Arbeitgeber mitteilen. Das zögerte ich hinaus, aus Angst vor Konsequenzen wie zum Beispiel einer Kündigung. Als es dann so weit war, suchte ich das Gespräch mit dem Betriebsrat. Nach einem Vier-Augen-Gespräch nahm dieser Kontakt zur HR-Managerin auf und gemeinsam haben wir die weitere Vorgehensweise besprochen.

Ich entschied mich meine nahestehenden Kolleginnen und Kollegen in einem persönlichen Gespräch zu informieren und dies war rückblickend auch genau der richtige Weg.


Wie haben deine Vorgesetzen & Kolleg:innen auf deine Veränderung reagiert?

Meine Vorgesetzten haben die Veränderung durchweg positiv aufgenommen. Sie waren überrascht, aber zugleich begeistert von meinem Mut. Auch bei den Kolleginnen und Kollegen war die Reaktion sehr positiv. Es kamen viele Fragen auf, welche ich immer gerne und offen beantworte.


Welche negativen Dinge hast du im Zuge deiner Veränderung bei Atlas Copco erlebt?

Meine negativste Erfahrung war, als jemand zu mir gesagt hat: „Ich habe eine private und eine berufliche Meinung. Meine private Meinung spielt hier aber keine Rolle.“ Wie ihr seht, habe ich das Glück gehabt, keine Anfeindungen erleben zu müssen.

 

Gibt es Berufsgruppen, die eine solche Veränderung nicht zulassen?

Nein, denn es ist keine Krankheit.


Was kann Atlas Copco noch besser machen im Umgang mit Vielfalt?

Wie gesagt wurde mein Outing sehr positiv aufgenommen. Ich würde mir wünschen, dass Atlas Copco das Thema Vielfalt auch nach außen kommuniziert. Großartig wären weitere Aufklärungsarbeit und eine offene Haltung, sodass jeder weiß, dass die Sorgen um Kündigung oder ähnliches vollkommen unbegründet sind.


Ist Atlas Copco der richtige Arbeitgeber, um so einen Schritt zu gehen?

Für mich hat Atlas Copco alles richtig gemacht und mir meine anfängliche Angst genommen. Dieses gute Gefühl bestätigte sich auch gesellschaftsübergreifend am Standort Essen. Es kommt aber immer auf den Arbeitgeber an. Die Kolleginnen und Kollegen bilden das Unternehmen. Deshalb ist wichtig, dass alle offen dem Thema Vielfalt am Arbeitsplatz gegenüberstehen.​​​​​​​



Wir sind Carsta unglaublich dankbar für ihre Offenheit und das ergreifende Interview. Obwohl wir vorher keine beruflichen Schnittpunkte mit ihr hatten, wurden all unsere Fragen beantwortet, sodass wir viel neues lernen konnten. So hat sich der Austausch mit Carsta als wahnsinnig wertvoll für uns erwiesen. Wir konnten unsere Perspektive erweitern und hoffen, dass es uns durch die Veröffentlichung dieses Interviews gelingt, ein Stück dieser Erfahrung mit euch zu teilen.


Du hast Fragen oder möchtest von deinen Erfahrungen erzählen, dann melde dich bei uns.