Turboverdichter sind wahre Kraftpakete, wenn es um die effiziente Verdichtung von Gasen geht. Aufgrund ihrer hohen Leistungsdichte, kompakten Bauweise und geringen Wartungsanforderungen kommen sie in zahlreichen industriellen Anwendungen zum Einsatz – von der chemischen Industrie über die Energieerzeugung bis hin zur Lebensmittelverarbeitung.
Trotz dieser Vorteile sind Turboverdichter in vielen Industriezweigen noch immer unterrepräsentiert. Woran liegt das? Der Grund dafür liegt häufig in überholten Vorstellungen und hartnäckigen Missverständnissen. Wir zeigen, warum diese Vorurteile nicht mehr zutreffen.
Vorurteil 1: "Turboverdichter sind nur für sehr große Anlagen geeignet."
Realität: Moderne Kompakt-Turboverdichter (z. B. Atlas Copco ZH-Baureihe) sind bereits ab ca. 4000 Nm³/h wirtschaftlich sinnvoll einsetzbar. Sie lassen sich modular erweitern und sind auch für mittlere Leistungsbereiche geeignet.
Vorurteil 2: "Turboverdichter sind zu teuer in der Anschaffung."
Realität: Die Investitionskosten sind höher. Aber: Über 75 % der Lebenszykluskosten eines Kompressors entfallen auf die Energie. Dank des höheren Wirkungsgrads amortisieren sich Turboverdichter oft bereits nach wenigen Jahren durch Energieeinsparung. Große VSD Schraubenverdichter > 500 kW sind im Vergleich teurer als Turboverdichter.
Vorurteil 3: "Turboverdichter sind nur als Grundlastmaschinen geeignet."
Realität: Durch Einlassleitschaufeln (IGV), modulierendes Blow-off und moderne Steuerungstechnik bieten Turbos einen effektiven Regelbereich von 70 – 100 % der Nennleistung – perfekt für konstante, aber auch schwankende Bedarfe in Kombination mit VSD-Maschinen. Vorteil: Der Turbo benötigt keinen Umrichter und kann zudem im Mittelspannungsnetz sowie in 400 Volt (bis 600 KW) betrieben werden.
Vorurteil 4: "Turboverdichter sind wartungsintensiv und empfindlich."
Realität: Das Gegenteil ist der Fall. Turbos haben kaum bewegliche oder verschleißende Teile. Keine Dichtleisten, keine Schraubenstufen mit hohem Verschleiß. Es gibt so gut wie keinen Verschleiß an den Laufrädern. Die Rotoren können problemlos aufgearbeitet werden (Reinigen, prüfen, Wuchten). Geschlossenes Öl System (lange Standzeiten der Ölfüllung).
Vorurteil 5: "Turbos neigen zum Pumpen und sind instabil."
Realität: Moderne Systeme nutzen intelligente Pumpvermeidung (z. B. durch Leitschaufelregelung, Bypass oder Blow-off). Bei richtiger Auslegung ist der Betrieb äußerst stabil – sogar robuster als viele Schraubenanlagen.
Vorurteil 6: "Der Luftbedarf schwankt zu stark für einen Turbo."
Realität: Turboverdichter können sehr wohl schwankende Lasten abdecken (PID Regelung IGV/BOV), insbesondere in Kombination mit einem VSD-Schraubenkompressor. Die Hybridlösung ist technisch und wirtschaftlich ideal.
Die Betrachtung zeigt: Die gängigen Vorurteile gegenüber Turboverdichtern sind aus heutiger Sicht nicht mehr haltbar. Wer sich von überholten Annahmen löst, kann das erhebliche Effizienzpotenzial dieser Technologie gezielt für moderne industrielle Anwendungen erschließen.