Kompressor- und Druckluft-Blog

Was ist der Gleichzeitigkeitsfaktor?

Geschrieben von Natalie Herber | 23.06.2025 13:33:29

Der Gleichzeitigkeitsfaktor ist eine Kennzahl, die in der Ressourcenplanung, wie zum Beispiel der Einsatzplanung des Maschinenparks, verwendet wird, um die maximale gleichzeitige Nutzung von Ressourcen zu bestimmen. Er zeigt, wie viele Ressourcen wirklich gleichzeitig gebraucht werden im Verhältnis zu der maximal möglichen Nutzung. 

Der Gleichzeitigkeitsfaktor hilft dabei, Über- oder Unterkapazitäten zu vermeiden und die Effizienz zu steigern.

Wie wird der Gleichzeitigkeitsfaktor berechnet?

Um den Gleichzeitigkeitsfaktor zu berechnen, nimmt man die Anzahl der tatsächlich gleichzeitig genutzten Ressourcen und teilt sie durch die Gesamtzahl der verfügbaren Ressourcen. Der Gleichzeitigkeitsfaktor wird also wie folgt berechnet: 

Gleichzeitigkeitsfaktor = (Anzahl der gleichzeitig genutzten Ressourcen) / (Gesamtanzahl der verfügbaren Ressourcen) 

Zum Beispiel, Sie haben 5 Kompressoren, nutzen aber gleichzeitig nur 2, dann ist der Gleichzeitigkeitsfaktor 2 geteilt durch 5, also 0,4. 

Wenn alle Ressourcen zu 100 % ihrer Kapazität genutzt werden, beträgt der Gleichzeitigkeitsfaktor 1. Wird jedoch nur 10 % der Ressourcen gebraucht, entspricht der Faktor einem Wert von 0,1. Ein hoher Wert wirft die Frage auf, ob Ihre Produktion bei einem Maschinenausfall sicher weiterlaufen kann. Ein niedriger Wert kann auf einer Überdimensionierung der Maschinen hinweisen.

Dieser Wert kann also verwendet werden, um die Ressourcenzuweisung entsprechend zu optimieren, und z.B. Leitungsnetze, Energieversorgung zu dimensionieren und zu planen.

Welche Rolle spielt die Berechnung des Gleichzeitigkeitsfaktors bei der Auslegung einer Kompressorstation?

Die Absicht, den Gleichzeitigkeitsfaktor zur Planung einer Druckluftanlage zu berechen ist klar: Prozesse sollen sicher, ausreichend und kosteneffizient mit Druckluft versorgt werden. Der Kompressor soll weder zu klein noch überdimensioniert werden.  

Da Maschinen in der Regel nicht dauerhaft und gleichzeitig laufen, wird zur realistischen Abschätzung des tatsächlichen Druckluftbedarfs der Gleichzeitigkeitsfaktor verwendet. Dieser gibt an, wie viele der vorhandenen Verbraucher typischerweise gleichzeitig aktiv sind – und wird meist auf Basis von Erfahrungswerten oder Beobachtungen geschätzt.

Vor allem bei der Planung von Neuprojekten kann der Gleichzeitigkeitsfaktor als Richtwert benutzt werden. Jedoch kann sich bei der Planung von Kompressoren in Bestandsanlagen auf präzisere Daten aus dem laufenden Betrieb verlassen werden. Eine Kompressorstation sollte nämlich so ausgelegt werden, dass sie in einem optimalen Effizienzbereich arbeitet, so dass über die Laufzeit so wenig Stromkosten wie möglich anfallen. 

In der Praxis hat die Berechnung des Gleichzeitigkeitsfaktors deshalb bei der Planung einer Druckluftstation oft weniger Relevanz, da stark schwankende Bedarfsprofile über die Zeit eine präzisere und dynamischere Methode erfordern, um den tatsächlichen Druckluftbedarf zu ermitteln und eine optimale Kompressorkonfiguration zu wählen. 

Die Druckluftverbrauchsmessung als Alternative zur Berechnung des Gleichzeitigkeitsfaktor in Bestandsanlagen

Bei der Umplanung oder Erweiterung einer bestehenden Druckluftstation ist man seltener auf Hochrechnungen angewiesen. Deshalb steht einer theoretischen Berechnung des Gleichzeitigkeitsfaktors eine Druckluftverbrauchsanalyse entgegen. 

Eine solche Messung ermöglicht es, den tatsächlichen Druckluftbedarf präzise zu ermitteln und damit die Ressourcenzuweisung noch genauer zu optimieren.  

Die Druckluftverbrauchsmessung erfasst den tatsächlichen Druckluftbedarf in Echtzeit durch Messgeräte, die die Leistungsaufnahme des Druckluftsystems  über einen bestimmten Zeitraum überwachen. Diese Daten ermöglichen eine präzise Analyse des variierenden Bedarfs und unterstützen die Optimierung der Ressourcenzuweisung. 

Die Methode berücksichtigt im Gegensatz zu dem Gleichzeitigkeitsfaktor die spezifischen Betriebsbedingungen und den variablen Druckluftbedarf über einen bestimmten Zeitraum hinweg, was zu einer effizienteren und kostensparenden Auslegung der Kompressorstation führt. 

Moderne Kompressorsysteme sind oft mit Technologien ausgestattet, die den Energieverbrauch senken und die Gesamteffizienz steigern. Dazu gehören beispielsweise variable Drehzahlregelungen und Wärmerückgewinnungssysteme, die den Betriebskosten senken und die Nachhaltigkeit fördern. Durch eine Abbildung des Druckluft-Ist-Verbrauchs kann die Ressourcenzuweisung weiter optimiert werden. Dies stellt sicher, dass die Druckluftanlage nicht nur den aktuellen Anforderungen gerecht wird, sondern auch zukünftige Bedürfnisse flexibel und effizient erfüllt.